Das hochgeschachtelte Bühnenbild von Angela Baumgart, das das weiße Fachwerkmuster des umgebenden Gebäudes der Franckeschen Stiftungen fortsetzt, bietet dabei clevere Möglichkeiten, die extremen Größendimensionen und -unterschiede der Figuren in Brobdignac darzustellen. So nimmt es der kleine Gulliver, bewaffnet mit seinem Hirschfänger, mit einer Riesenratte auf. Zu sehen ist hinter den untersten Kisten nur der dicke Schwanz des Tieres, auf das sich der kleine Gulliver samt seiner Puppenspielerin Louise Nowitzki und des großen Gullivers (Lars Frank) todesmutig stürzen. Actionreiches Handgemenge, dann ist der Kopf der Ratte abgetrennt. Eine Gefahr gebannt – auf zum nächsten Schlamassel.
Wirklich zauberhaft ist hier das Puppenspiel von Louise Nowitzki und Lars Frank. So lässt sich das Jubiläum des halleschen Puppentheaters feiern.äum des halleschen Puppentheaters feiern.
Zugleich wirkt dieser Mini-Gulliver so lebendig und präsent durch sehr feine Gesten und Blicke, hat einen ganz eigenen Charakter, ist pfiffig und vorlaut, dass es irrsinnig Spaß macht, ihm zuzugucken. Ganz berührend, wenn er völlig entkräftet vom Singen und Tanzen mit gebrochener, zitternder Stimme nochmal ansetzt: "Das tosende Meer fordert manchen Tribut, doch wer liebt kommt nach Hause zurück", um dann in sich zusammenzusinken. "Ich kann nicht mehr." Ja, die Abenteuer von Gulliver sind nicht nur horizonterweiternde Entdeckungen, sondern auch Ungewisses, Strapazen und Qual.
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